Wo ist die eigentliche Message? Wer genau fühlt sich angesprochen? Wo sind die Figuren? #allyouneed #ard

Wichtig finde ich persönlich, dass es so ein Thema im öffentlich-Rechtlichen behandelt und aufgenommen wird, wenn auch erst in 2021. Hier wird sich an ein bisher noch verpöntes Thema „getraut“. Bewusst ist mir auch, dass es einen Anfang geben muss, um Zuschauer*innen in der Vielfältigkeit unseres Menschseins abzuholen. Wohl wissend, dass sich nie alle angesprochen fühlen, wie der Regisseur selbst im Interview (Goldene Kamera) äußert. Allerdings bin ich als zugehörige der LGBTQIA+ Community entsetzt, dass in unserer heutigen Zeit tatsächlich immer noch nicht der Mut herrscht, die Zuschauer*innen in die fabelhafte queere Welt eintauchen zu lassen. Nach weiterer Recherche bin ich mir nicht so sicher, ob der Knackpunkt wirklich am Publikum und am Sender liegt. Erschrocken hat mich die patriarchische, konservative, heteronormative Haltung des Regisseurs als plakativ, vermarkteter Pionier der deutschen „queeren“ Szene. „Die erste deutsche queere Serie soll den Zuschauer*innen vermitteln, dass schwul sein etwas positives ist – nichts, wofür man sich schämen muss“ (Goldene Kamera) Seit wann bedeutet "queer" nur "schwul"? Habe ich da was verpasst im Laufe meiner Zeit als queere Person? Eine Serie mit rein schwulen Charakteren ist definitiv revolutionär und Pionierleistung im deutschen Fernsehen, jedoch der „Anstrich“ Diversity oder Queer absolut anmaßend!
"Was hat !das! mit Berlin zu tun?!" - #DJaneVoodoooPuppe (36 Jahre Berlinerin)
2008 kam der Film „Milk“ raus, „The L-Word“ 2004 - 2009 und bahnbrechend „Queer as Folk“ 2000-2005. Tatsächlich maßt sich der Regisseur Benjamin Gutsche mit seiner Serie „All you need“ an, auf Augenhöhe mit diesen "Eisbrechern" zu stehen. Mir ist unter anderem klar, dass keines der aufgezählten Filme/Serien vorab im deutschen Fernsehen thematisiert und produziert wurden. Ich habe das Gefühl, wir schließen 20 Jahre später an etwas an, was allerdings vor 20 Jahre gelaufen ist und sich massiv geändert hat. Schwul sein bedeutet nicht Patriarchat - gerade im großstädtischen Raum. Dadurch stellt sich für mich die Frage: „Wovor haben wir so viel Angst, im hier und jetzt, zu leben? Und dadurch, auch Menschen, sogar in unserer eigenen Communitity, immer noch auszuschließen. Personen der LGBTQIA+ sind der Bestandteil der letzten vielen Jahre, die sich seither der Öffentlichkeit mutig, in ihren verschiedenen Outings, gestellt haben. Hinter jeder einzelnen Geschichte steht eine Seele aus der gemeinsamen Community. Es sollte sich nicht nur um die Frage drehen „Sind wir bereit für schwule Geschichten? Oder lesbische? bi? trans, hetero oder in between…sondern Geschichten von Menschen die einfach Mensch sind…egal welcher Abstammung oder Sexualität. Die reelle, natürliche Darstellung - Diversität.
Ich empfand „All you need“ als bloße Soap und habe mich nicht angesprochen gefühlt. War verärgert über die vertane Möglichkeit der Message und verwundert über die Inszenierung des Regisseurs nicht den Versuch zu starten die queere Community abzubilden. Wahrscheinlich noch nicht einmal für ein konservativ, reifes Publikum geschaffen. Schade um die Chance!
Allgemein ist der Erzählstil sehr eindimensional. Wenig vorausschauend. Wenig umsichtig. Sehr klischeehaft. Kaum Tiefe und schleppend im Aufbau. Hier ist definitiv Luft nach oben! Ich bin gespannt.
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Deutschland Funk https://www.deutschlandfunkkultur.de/ard-serie-all-you-need-schwuler-alltag-und-sauna-klischees.2156.de.html?dram:article_id=496905
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